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Von Thailand und anderen Abenteuern

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Hari Raya Haji

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Sonntag 3. November 2013
Hari Raya Haji

Am Montag vorletzte Woche lernten wir eine Lehrerin aus einem Quartier von Krabi kennen, die uns am nächsten Morgen spontan zu Hari Raya einlud. Hari heißt auf Malaiisch „Tag“ und Raya „groß“. Dieses Fest findet hier in Thailand bei den Muslims zwei Mal im Jahr statt. Einmal zu Ende des Fastenmonats Ramadan, bekannt auch als Fastenbrecher-Fest und das zweite Mal rund 70 Tage später auf dem Höhepunkt der Haddsch, der Wallfahrt nach Mekka, zu der auch von hier immer wieder einige Gemeinde-Mitglieder gehen. Der zweite Teil, Hari Raya Haji, den wir besuchten, ist auch bekannt als Islamisches Opferfest und ist das höchste Fest bei den Muslims überhaupt, nicht nur hier, sondern weltweit.

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Ein wunderschönes islamisches „Türschild“ – lesen können wir es natürlich nicht…

Dabei wird dem Propheten Ibrahim (Abraham) gedacht, der bereit war seinen Sohn Ismael (Isaak) zu opfern. Allah sah sein Gottvertrauen und bot ihm Einhalt. Aus Dankbarkeit opferten Sie einen Widder und so wird traditionell in allen islamischen Gemeinden das beste Tier an diesem Tag geopfert. Normalerweise ist das eine Kuh, es kann je nach Land aber auch ein Kamel, eine Ziege, ein Wasserbüffel oder ein Schaf sein.

Das Fleisch wird in drei Teile aufgeteilt. Der erste Teil ist für die eigene Familie bestimmt, der zweite Teil für Bekannte, Freunde und Nachbarn und der dritte Teil geht an Arme und Bedürftige, damit auch diese an dem Fest teilnehmen können.

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Die Kuppel der Moschee

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Die Lautsprecheranlage

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Und des Emblem mit einer nicht mehr ganz fitten thailändischen Flagge

Das Fest dauert 4 Tage und für dieses Fest soll alles schön gemacht werden. So wird  das Haus von unten bis oben gereinigt, die besten Kleider dafür angezogen oder sogar neue Kleider dafür gemacht. Am ersten Tag dieses Festes findet ein spezieller, etwas anderer Gottesdienst (ähnlich unserem Brauch des etwas andern Weihnachts-Mitternachtsgottesdienstes) statt. Auch wie bei uns an Weihnachten erhalten die Kinder Geschenke.

Mit unserer Bekannten gingen wir erst mal bis zur Moschee, die wir natürlich während des Gottesdienstes nicht betreten durften. So konnten wir aber den Gottesdienst von der Seite der Moschee her betrachten und die viel zu enge Moschee führte dazu, dass ein Teil der Frauen und Kinder hinter der Moschee beteten. Es war eine komplett andere Welt in diesem Quartier wie im Rest von Krabi, man wähnte sich meilenweit weg von der modernen Stadt mit all seinen Touristen, Läden und Chinesen.

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Beim Betreten der Moschee

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Wir hatten einen speziellen Blickwinkel

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Hinter der Moschee, die die keinen Platz mehr hatten, die letzten noch beim Umkleiden

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Das gesamte Bild beim Start des Gottesdienstes…

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…dann fing es sich an zu bewegen…

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…Allah zu preisen…

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…und sich wieder aufzurichten

Nach dem Verlassen der Moschee grüssen sich die Menschen auf eine ganz spezielle Weise, indem sie dem Gegenüber über die Aussenseiten der Hände streichen und dann die Hände vor dem Kopf zusammenfalten. Das soll den Menschen segnen und ihm Glück bringen. Auch wir Ausländer wurden mit diesem traditionellen Brauch mehrmals gesegnet. Eigentlich sind wir ja Ungläubige, doch dieses Konstrukt kennt man hier glücklicherweise nicht, nicht wie in den arabischen Ländern.

Danach ging‘s zum gemeinsamen Frühstück, wo wir im Gespräch bemerkten, dass unsere Einladende eine für Muslims ziemlich progressive Frau war, da sie Ihre zwei Söhne und eine Tochter allein aufgezogen hatte und Ihren Mann in die Wüste geschickt hatte. Und dies obwohl sie die Tochter des Imams einer Moschee mit 6000 Gemeinde-Mitgliedern ist und sie selber Religionslehrerin ist. Eine spannende Kombination.

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Beim Verlassen der Moschee

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Das Projektplakat des geplanten Moschee-Neubaus mit Platz für 3000 Gläubige

Gegessen wurde in einem extra dafür aufgebauten, bestuhlten Zelt und dem überdachten Vorplatz des Kindergartens, wo die Leute am Boden sassen und assen. Im Zelt waren mehrheitlich, aber nicht ausschliesslich Männer und auf nebenan gelegenen Vorplatz waren es mehrheitlich, aber auch nicht ausschliesslich Frauen und Kinder.

Zum Essen gab es zur Feier das Fleisch der für diesen Anlass natürlich halal geschlachteten Kuh. Dies ist der eigentliche Hauptteil des Festes. Dazu gab es viele Beilagen und Süssigkeiten zum Abschluss. Auch Ice Cream war den Kindern an diesem Tag erlaubt, welch Fest für die Kinder! Die Kinder dürfen an diesem Tag auch rumrennen, wie sie wollen und herumtollen, ausser in der Zeit des Gottesdienstes.

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Das Essenszelt

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Der überdachte Vorplatz

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Unsere Gastgeberin (rechts) mit Ihrer Schwester (links) und einer Bekannten

Die Familien versammeln sich wie bei uns an Weihnachten und aus allen Landesteilen reisen Verwandte an. Die Familien besuchen sich auch gegenseitig, um die Freundschaft zu pflegen. Gemeinsam ging es danach zum Friedhof, wo die Familien Ihre Ahnen besuchen und eine Zeit gemeinsam am Grab sitzen. Dabei werden Bittgebete für die Verstorbenen gesprochen, gegenseitige Erinnerungen an die Ahnen ausgetauscht und das Grab gepflegt. Davon haben wir aber natürlich keine Photo’s gemacht.

Zum Schluss gingen wir dann noch zum Haus unserer Gastgeberin und lernten Ihre Familie kennen.

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Beim Weg zu Ihrem Haus – die eine Seite…

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…und die andere Seite, bei der man fast nicht denken, würde, dass man mitten in einem Stadtquartier ist

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Foto mit unserer Gastgeberin und Ihren zwei Söhnen, der eine für Thai-Verhältnisse wirklich riesig

Beim Heimweg trafen wir dann per Zufall auch Ann und Tiu, die gerade auf dem Heimweg von Ann’s Familie, die in Krabi lebt, waren. Auch sie nahmen sich an diesen Tagen frei und so ruhte die Arbeit eigentlich fast auf der ganzen Insel.

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Zufällige Begegnung am Strassenrand, die Kinder von Tiu hübsch gekleidet

Das Fest findet übrigens nach dem islamischen Mondjahr statt und ist damit jedes Jahr an einem anderen Tag nach unserer Zeitrechnung. Es verschiebt sich in der Regel um 11 Tage rückwärts gegenüber unserem Sonnenjahr. Das reine Mondjahr hat 354 Tage und so durchwandert dieses Mondjahr in ungefähr 32 Jahren einmal unser Sonnenjahr. Als Ausgangspunkt für die islamische Zeitrechnung dient der 1. Muharram (Monat) des Jahres, in dem Mohammed von Mekka nach Medina ausgewandert ist, der 16. Juli 622. Daher ist für die Muslime jetzt das Jahr 1434.

Es ist schon spannend hier in diesem Gebiet, in dem parallel drei Zeitrechnungen laufen. Für die Muslime ist es jetzt eben 1434, für die Buddhisten ist es 2556 und viele verwenden auch unser Kalenderjahr 2013. Zudem richten die Chinesen Ihre Feste nach dem chinesischen Kalender, dem Bauernkalender aus. So vielfältig wie die Kalenderrechnungen sind eben auch die religiösen Festivitäten und damit auch die kulturelle Vielfalt hier. Das gleiche gilt auch für die Schriften. Die thailändischen, chinesischen, arabischen und lateinischen Schriften sind überall durchmischt und prägen das Strassenbild.

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Schön gestaltete Werbung für ein Projekt am Weg zum Haus unserer Gastgeberin

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Verzierungen mit Botschaften aussen am Haus

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Zum Abschluss noch ein amüsantes Foto aller Schuhe vor der Moschee

In einem nächsten Fokusbeitrag werden wir Euch dann Loy Krathong, das Lichterfest vorstellen, das in ganz Thailand von allen, unabhängig Ihrer Religion gefeiert wird und ursprünglich von einem hinduistischen Ritual abstammt. Es findet immer am Vollmond des Novembers, dieses Jahr also am Sonntag 17. November statt.

 

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